Wer in Korea ein Gespräch führt, wird schnell merken: Es herrscht reges Leben – selbst wenn eigentlich nur einer spricht. Während der andere zuhört, ertönen ständig kurze Signale wie “네 (ne)”, “음 (eum)”, “맞아요 (majayo)” oder einfach ein bestätigendes Nicken. Diese kleinen Rückmeldungen zeigen dem Gegenüber: Ich höre zu, ich folge dir, ich bin bei dir.
In Deutschland kennen wir dieses Verhalten natürlich auch, aber in deutlich abgeschwächter Form. Ein gelegentliches Nicken, ein “Ja” zwischendurch - das genügt. In Korea dagegen gilt Schweigen während des Zuhörens schnell als Desinteresse oder Unverständnis. Wenn der Gesprächspartner nach zwei oder drei Sätzen keine Rückmeldung gibt, fühlen sich viele Koreaner bereits unwohl oder vermuten, dass der andere gar nicht richtig versteht.
Das führt in internationalen Beziehungen manchmal zu amüsanten Missverständnissen und so auch bei uns: Philipp erinnert sich: Als er neu in Korea war, dachten viele Gesprächspartner, er verstehe kein Englisch - einfach, weil er still zuhörte, statt ständig “Hmm” zu sagen. Dschihä musste dann oft erklären, dass es in Deutschland sogar unhöflich wirken kann, den anderen so häufig zu unterbrechen. Dort könnte man denken: Der hört mir gar nicht richtig zu – der will nur schnell bestätigen, um das Gespräch zu beenden.
Auch heute passiert es manchmal noch: Dschihä erzählt etwas, Philipp hört aufmerksam zu – sagt aber nichts. Nach ein paar Sekunden stoppt sie plötzlich und schaut irritiert. Für sie fehlt das vertraute “Ja!”, für ihn ist es völlig normal, einfach zuzuhören.
Solche kleinen kulturellen Unterschiede sind unscheinbar – und doch prägen sie den Alltag in einer internationalen Ehe. Wer hätte gedacht, dass selbst das Zuhören so unterschiedlich gelernt werden kann?


















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